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Zukunft der Arbeit
Verlauf der Arbeitslosenquote seit 1950
mit Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts
Quelle: Statistisches Bundesamt
Seit Mitte der 1980er Jahre ist die Arbeitslosenzahl mit Vorsicht zu betrachten. Bereits in der Ära Kohl wurde die Definition des Begriffs arbeitslos verändert. Auch später formulierte die Politik immer wieder die Kriterien so um, dass die Arbeitslosenzahlen offiziell sanken. Eine Ausnahme war die Hartz-IV-Reform, weil ab 2005 die erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger in die Statistik einbezogen wurden. Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) erhöhte dieser Hartz-IV-Effekt die Arbeitslosenzahl damals um etwa 380.000. Auch die Statistik der Bundesagentur und die ILO-Arbeitslosenstatistik unterscheiden sich sehr stark. In der ILO-Statistik gilt als nicht arbeitslos, wer mindestens 1 Stunde pro Woche gearbeitet hat, nach der BA-Statistik liegt die Grenze bei 15 Stunden pro Woche.
Bei allen Statistiken wird verschleiert, dass immer mehr Menschen auch bei Vollzeitbeschäftigung von ihrem Arbeitseinkommen nicht leben können. Einen wichtigen Hinweis darauf gibt die Lohnquote, also der gesamtwirtschaftliche Anteil der Arbeitnehmerentgelte (Löhne + Sozialversicherung) am Volkseinkommen.
Verlauf der Lohnquote seit 1950
im Vergleich mit den Arbeitslosenquoten
Die Erhebung über die Quellen des Lebensunterhalts macht ebenfalls sehr deutlich, wie sich die Anteile in den letzten 35 Jahren verändert haben:
Quelle: Statistisches Bundesamt (Ergebnisse des Mikrozensus)
In der grünen Linie sind enthalten:
Arbeitslose in Maßnahmen der BA und der Kommunen und Kurzarbeiter
In der hellblauen Linie sind enthalten:
Rente und Pension; Eigenes Vermögen, Vermietung, Zinsen, Altenteil; Sozialhilfe; Leistungen aus einer Pflegeversicherung; Sonstige Unterstützungen (z.B. BAföG, Vorruhestandsgeld, Stipendium).
Die rosa Linie bestätigt die folgende Aussage:
Ab den 1970ern traten (überall im Westen) die Frauen auf den Arbeitsmarkt.
Die grüne Linie ist darüberhinaus mit Vorsicht zu genießen, wie man in der folgenden Tabelle sehen kann:
Quelle: Statistisches Bundesamt
Zitat:
Während Teilzeitbeschäftigungen – insbesondere marginale und geringfügige Beschäftigungsverhältnisse – und andere „atypische“ Beschäftigungsformen in den letzten 35 Jahren an Bedeutung gewonnen haben, kam es vor allem in den neunziger Jahren in Deutschland zu einem Abbau von „klassischer“ sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. Allein von Mitte 1993 bis Mitte 2005 verringerte sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland um rund 2,4 Millionen Personen (– 8,5%). Damit gingen in diesem Zeitraum in Deutschland in etwa genau so viele sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze verloren, wie in den Jahren 1974 bis 1991 im früheren Bundesgebiet geschaffen wurden.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Das ist die eigentliche Ursache für die Probleme in den gesetzlichen Sozialsystemen.
Eine Privatisierung würde hier gar nichts nützen!!!
Wovon sollen denn die Menschen in Teilzeitbeschäftigungen
(insbesondere marginalen und geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen)
und anderen „atypischen“ Beschäftigungsformen privat vorsorgen?!
Gleichzeitig macht die Lobby der Privaten Versicherungswirtschaft die
Politiker zu ihren Helfershelfern. In der FDP (Freiheit dem Profit) sehe ich
zurzeit nur noch die Marketingabteilung der privaten Krankenversicherungen.
Während Teilzeitbeschäftigungen – insbesondere marginale und geringfügige Beschäftigungsverhältnisse – und andere „atypische“ Beschäftigungsformen in den letzten 35 Jahren an Bedeutung gewonnen haben, kam es vor allem in den neunziger Jahren in Deutschland zu einem Abbau von „klassischer“ sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. Allein von Mitte 1993 bis Mitte 2005 verringerte sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland um rund 2,4 Millionen Personen (– 8,5%). Damit gingen in diesem Zeitraum in Deutschland in etwa genau so viele sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze verloren, wie in den Jahren 1974 bis 1991 im früheren Bundesgebiet geschaffen wurden.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Ich stelle fest:
1.) Immer weniger Menschen mit immer weniger Arbeitsstunden produzieren immer mehr Güter und Dienstleistungen.
2.) Die finanzielle Basis der gesetzlichen Sozialsysteme wird dadurch immer kleiner.
3.) Die Privatversicherungen ziehen zusätzlich immer mehr Geld aus dem mittleren Einkommensbereich ab, was die Situation noch verschärft.
Das Minus an Arbeitsstunden in der Produktion konnte nicht durch den Zuwachs bei den Dienstleistungen ausgeglichen werden!
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Wirtschaftsbereich (1991 ... 2004) Differenz (Mio. Stunden)
- Land- und Forstwirtschaft (2747...1560) -1187
- Bergbau (458...148) -310
- Verarbeitung (15784...11247) -4537
- Energie und Wasser (666...445) -221
- Baugewerbe (4687...3659) -1028
- Handel, Gastgewerbe und Verkehr (14765...13996) -769
- Finanzen, Vermietung, Unternehmensdienstleister (5974...9041) +3067
- öffentliche und private Dienstleister (14585...15866) +1281
- Gesamt (59 666...55 962) -3704 (Stand: Oktober 2006)
Quelle: Sachverständigenrat Wirtschaft - Die Daten wurden aktualisiert, aber der Trend bleibt bestätigt
Es wurden also in der Gesamtwirtschaft 3704 Mio. Stunden weniger (bezahlt) gearbeitet, aber trotzdem mehr produziert! Die folgenden Diagramme sollen das veranschaulichen:
Zunächst produzierendes und verarbeitendes Gewerbe, Land- und Forstwirtschaft:
Hier ist eine immer mehr abnehmende Zahl der bezahlten Arbeitsstunden zu sehen.
Bei den Dienstleistungen sieht es so aus:
Hier stagniert die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden in den dem Menschen zugewandten Dienstleistungen, wie Handel, Gastgewerbe, Verkehr, Gesundheitswesen (blaue und grüne Linie).
Ganz beachtlich ist aber das Ansteigen der Stunden im Bereich Finanzwesen (Banken und Versicherungen), Vermietung und Unternehmensdienstleister (rote Linie).
In diesem Bereich wird mit relativ wenigen Arbeitsstunden viel Geld verdient, wie das folgende Bild zeigt:
Datenquelle: Statistisches Bundesamt
Mein Fazit: Während in den Berufen, in denen die Knochenarbeit geleistet wird, die Bezahlung sich immer mehr verschlechtert, wird bei Versicherungskonzernen, Unternehmens- und Vermögensberatern sowie Aktien- und Immobiliengeschäften (um nur einige Beispiele zu nennen) immer mehr verdient.
Ich finde, es ist eine Zumutung, dass die selben Leute, die mit Finanztransaktionen viel Geld verdienen, von den anderen, die die Drecksarbeit machen, Lohnsenkungen verlangen.
Weitere Links zum Thema:
Letztes Update: 29. Oktober 2010